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Zur Frage, was Advaita Vedanta ist, möchte ich zunächst einmal auf das Essay vom Dezember 2010 verweisen, was ich im Folgenden zitiere: .
Advaita heißt „nicht-zwei“, „nicht-dual“; das bedeutet, Advaita geht davon aus, dass die Realität auf einem einzigen Prinzip beruht. Außer diesem einen Prinzip gibt es kein zweites.
Aber wenn wir uns umschauen, sehen wir eine Welt voller Formen und Farben, wir erleben vielfältigste Sinneseindrücke, wir erfahren unseren Körper, die Energie, die ihn durchpulst, seine physiologischen Funktionen und wir nehmen unsere Gedanken und Gefühle wahr. Dies alles soll eine nicht-duale Realität sein?!
Unsere Erfahrungswelt ist dual – hier gibt es nicht nur uns selbst, sondern auch das, was wir erleben: eine Teilung zwischen Subjekt und Objekt. Trotzdem befassen wir uns mit mystischen und östliche Lehren und wir besuchen Advaita-Satsangs; wir ahnen, dass das, was Advaita unter Realität versteht, eine übergeordnete Sicht ist und wir halten es für möglich, dass diese übergeordnete Sicht wahrer ist als unsere Alltagswahrnehmung.
Was ist Vedanta und was ist Advaita Vedanta?
Nicht viele Menschen im deutschsprachigen Raum kennen den Begriff Vedanta. Dabei sind Advaita und Vedanta ursprünglich Synonyme. Denn Vedanta geht von derselben nicht-dualen Realität aus. Deshalb nennt man es in Indien Advaita Vedanta.
Als Vedanta bezeichnet man einen Teil der indischen Schriften (die Veden). Die Veden gehören zu den ältesten spirituellen Schriften der Erde. Der Vedanta-Teil der Veden befasst sich ausschließlich damit, unsere Sicht auf die Realität zu analysieren und erklärt, wieso die Realität eigentlich advaita ist, also nicht-dual.
Vor ca. 2000 Jahren hatte man in Indien die Vedanta-Schriften aus den Augen verloren und verstand unter Religion hauptsächlich die Ausübung von Ritualen zur Verehrung der Götter. Adi Shankara, ein Weiser und Gelehrter dieser Zeit, machte sich daran, den Vedanta-Schriften wieder den ihnen gemäßen Platz zu geben. Er sammelte und kommentierte sie und verfasste eigene Schriften, die auf der nicht dualen Vedanta-Weisheit beruhen. Die daraus entstehende Richtung nennt man bis heute Advaita Vedanta oder Vedanta.
Im Laufe der Jahrhunderte sind unzählige Schriften von unzähligen Weisen dazugekommen, die das Wissen um die Nicht-Dualität immer noch genauer herausarbeiten. So entstand eine Wissenschaft der Erleuchtung. Erleuchtet ist der, der innerlich nicht mehr in einer dualen, sondern in der nicht-dualen Realität lebt. Diesen Perspektivenwechsel will das Advaita Vedanta ermöglichen und stellt eine Fülle von Methoden dafür zur Verfügung. Die Vedanta-Methoden sind allerdings keine auszuführenden Handlungen. Das, was uns fehlt, ist eine Erkenntnis. Handlungen helfen mir nicht, sie zu erlangen. Advaita Vedanta ist ein Erkenntnisweg.
Das Besondere am Advaita Vedanta ist, dass es nicht nur die nicht-duale Realität als höchste Wahrheit benennt. Vielmehr schlägt es eine Brücke zur Realität des Suchers, indem es ihn an die Hand nimmt und seine Wahrnehmung Schritt für Schritt als Fehleinschätzung entlarvt. Dadurch kann die eigentliche Wahrheit immer deutlicher zutage treten – bis in einem Moment der Gnade die alte Wahrnehmung endgültig durch die neue ersetzt wird. Den Menschen, dem dieser Moment zuteil wurde, nennt man erleuchtet.
Der Wahrheitssucher, der sich dem Advaita zuwendet, geht davon aus, dass seine Aussagen wahr sind, auch wenn er das selbst noch nicht erkennen kann. Er fühlt sich durch die Aussagen spiritueller Lehrer inspiriert, weil das, was er hört oder liest, die Wahrheit in seinem Innern zum Klingen bringt. Doch löst es auch Verwirrung aus, er fühlt sich gespalten zwischen dem, was er tagtäglich erlebt und dem, was er ahnt, hört oder liest.
Im Advaita Vedanta hat man für solche Situationen eine einfache Lösung. Alle Aussagen, die man für wahr hält, obwohl sie mit dem eigenen Erleben nicht zusammenpassen, werden zu Arbeitshypothesen. Die Aussage, dass diese Welt nicht-dual ist, dient als Arbeitshypothese. Das heißt, wir nehmen einfach mal an, dass es so ist: Die Realität ist nicht-dual. Das ist aber nur dann sinnvoll, wenn man es nicht dabei belässt, nach dem Motto „Ich nehm es mal so an, weil ich es ja ohnehin nie wissen kann.“
Nein, jeder kann es wissen! Doch zuallererst muss er sich eingestehen, dass er es nicht weiß. Und dann muss er es wissen wollen – wer sich mit Hypothesen zufrieden gibt, wird die Erkenntnis der Wahrheit nicht erlangen. Und zu guter Letzt muss er etwas dafür tun.
Richtig ist, dass ich die Erkenntnis nicht durch Handlungen erlange, denn ich kann sie nicht herstellen. Aber genauso wenig wird sie mich überkommen, wenn ich nicht nach ihr suche. Auf dem Weg der Erkenntnis heißt das: Ich muss bereit sein, die einzige Instanz einzusetzen, die mir hilft, etwas zu erkennen, meinen Denkapparat, den Mind.
Die meisten Sucher gehen davon aus, dass der Mind überwunden werden muss, weil er einem bei der spirituellen Suche nur im Weg steht. Ausgerechnet der Mind soll mir nun dabei helfen, die Wahrheit zu finden?Im Advaita Vedanta heißt es:
Der Mind ist das Problem
und der Mind ist die Lösung
Amritabindhu Upanishade
Konkret heißt das: Um meine Arbeitshypothese entweder zu bestätigen oder zu widerlegen, muss ich mich aktiv darum bemühen. Ich muss herausfinden wollen, ob sie wahr ist oder nicht.
Die Beiträge auf dieser Seite sollen dabei helfen.
Gibt es mehrere Advaita Vedanta-Lehren?
Unter Advaita Vedanta versteht man die Lehre, die Adi Shankara vor ca. 1300 Jahren neu herausgearbeitet hat. Er hat sie nicht erfunden, aber konsolidiert. Er hat dann Lehrstätten gegründet und die Prinzipien bestimmt, nach denen sie diese Lehre bewahren sollen. Und jeder, der/die das Advaita Vedanta lehrt, ordnet sich einer dieser Lehrstätten zu. Wer seine eigene Version entwickelt, gehört nicht zum Advaita Vedanta. Dennoch gibt es auch unter denen, die sich an Adi Shankara orientieren, Unterschiede, die allerdings nichts Grundsätzliches betreffen.
Ich arbeite, wenn irgend möglich, nur mit den Kommentaren von Swami Paramarthananda. Bereits sein Guru, Swami Dayananda, ist für meine Schüler weniger gut verständlich, ganz zu schweigen von den Kommentaren Swami Chinmayanandas (des Gurus von Swami Dayananda). Weniger gut verständlich, bedeutet, vieles muss noch einmal deutlich herausgearbeitet werden – was, besonders bei Anfängern, nicht immer förderlich ist.
Wer einen Advaita Vedanta-Lehrer oder eine Advaita-Vedanta-Lehrerin gefunden hat, der er vertraut, der sollte sich an das halten, was er/sie empfiehlt. Nur dann können die Empfehlungen auch zur höchsten Erkenntnis führen und dazu, dass diese Erkenntnis in allen Situationen bestehen bleibt. Die Kommentare anderer Lehrer setzen andere Akzente, und sind daher nur denen zu empfehlen, die die höchste Erkenntnis, sowie das Vedanta vollständig studiert haben.
Was ist kein Advaita Vedanta?
- Grundregel Nr. 1: Steht ein Guru im Fokus, dann sollte man sehr genau hinschauen. Denn im Advaita Vedanta ist der Guru zwar verehrungswürdig. Im Fokus steht jedoch die Lehre und nicht der Lehrer.
- Grundregel Nr. 2: Steht ein verstorbener Guru im Fokus, dann handelt es sich um etwas, was allerhöchstens entfernt mit dem Advaita Vedanta verwandt ist. Denn im Advaita Vedanta gilt: Suche dir einen lebenden Lehrer. Ein verstorbener Lehrer kann dich inspirieren, aber er kann dich nicht lehren.
- Grundregel Nr. 3: Gibt es keinen Guru, dann handelt es sich nicht um Advaita Vedanta, da der Lehrer hier unentbehrlich ist.
- Grundregel Nr. 4: Wenn ein Lehrer sein Lehren nicht auf die Sampradaya des Advaita Vedanta gründet, dann ist es kein Advaita Vedanta.
- Grundregel Nr. 5: Nur weil etwas aus Indien oder aus dem Osten kommt, ist es noch kein Advaita Vedanta.
- Grundregel Nr. 6: Nur weil sich etwas Advaita nennt, ist es noch kein Advaita Vedanta.
- Westliches Advaita (Satsang-Bewegung, Neo-Advaita) ist kein Advaita Vedanta.
- Die philosophische Kombination von Vedanta mit Yoga ist kein Advaita Vedanta.
- Die philosophische Kombination von Vedanta mit Tantra ist kein Advaita Vedanta.
- Buddhismus ist kein Advaita Vedanta.
- Osho ist kein Advaita Vedanta-Lehrer.
- Ramana Maharshi und Nisargadatta Maharaj müssen von einem Sampradaya-Lehrer erläutert werden.
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