Interessanterweise ist gerade von denen, die sich wirklich über die Urgewalt der gegenwärtigen Zeitenwende bewusst sind, immer wieder zu hören, wie dankbar sie dafür sind. Hier ein Absatz aus einer Zuschrift:

Ich sehe das Corona-Virus, das in den Menschen gerade um die Welt reist, als Geschenk.

… und ohne das Vedanta, hätte ich es vermutlich nicht als Geschenk sehen können. Die Situation, die uns Ishvara momentan beschert, ist in meinen Augen nicht nur ein Geschenk, sondern eine sehr große Chance. Für mich ist es eine Chance, zu lernen und zu prüfen, ob ich das, was mein äußeres Leben regiert, und das, an dem ich mich noch festhalte, loslassen kann. Materielle Dinge, Sicherheit, Tätigkeiten, die normalerweise meinen Alltag füllen – und auch die Privilegien, die wir in unserem Land sonst genießen konnten wie z.B. unsere Reise- und Versammlungsfreiheit. Letztendlich auch mein Leben selbst.
Jetzt merkt auch der Letzte, dass wir eigentlich nichts unter Kontrolle haben. Dass wir dem Leben „ausgeliefert“ sind. Und dass die einzige Möglichkeit, diese Situation handzuhaben diese ist, den Ausgang der Situation abzugeben. Die Situation gibt uns so viel Lernmöglichkeit – und dazu noch Ruhe, um zur Besinnung zu kommen!

Doch muss man nicht das Vedanta studieren, um diese Dankbarkeit zu verspüren. Wie im letzten Essay erwähnt, erkennen viele Menschen, die mit wachem Geist durchs Leben gehen, dass die Corona-Zeit eine ungeheure Chance birgt und sind dankbar dafür.

Deshalb möchte ich alle dazu einladen, in ihrem täglichen Ritual, ihrer Meditation, ihrem Gebet, beim Spaziergang, bei einer Tasse Tee oder wenn ihr Nachts nicht schlafen könnt, die folgenden Anregungen aufzunehmen. Ihr könnt sie durch unendlich viele eigene Variationen ergänzen

An wen richtet sich euer „Danke“? Wenn ihr einen Gott/eine Göttin, einen Heiligen oder eine Heilige habt, dann geht der Dank dahin. Wenn nicht, richtet den Dank an die Natur, das Göttliche, das große Ganze. Was immer ihr wählt, das Gebet geht ohnehin immer an die Gesamtheit aller natürlichen Gesetzmäßigkeiten in diesem Universum, genannt Ishvara. Und durch dieses wunderbare Netzwerk hindurch richtet es sich an jeden Einzelnen, den ihr erwähnt.

Ihr könnt mit einem Mantra beginnen, entweder eurem eigenen oder einem, das ihr besonders mögt oder mit einem dreimaligen „Om Shanti, Shanti, Shantih“, mit dem ihr dann das Gebet auch abschließen könnt. Shanti heißt Frieden und das dreimalige Shanti ist der allumfassende Friedenswunsch.

Danke

Danke für dieses unmissverständliche Signal, das unser Leben in eine völlig neue Richtung weist. Mögen alle es verstehen und annehmen.

Danke, dass das Signal durch ein unparteiisches Virus gesetzt wurde, das jeden betrifft. Mögen alle ihre Verbundenheit erkennen.

Danke, dass es ein relativ harmloses Virus ist.

Danke, dass aufgrund seiner großen Infektiosität niemand es ignorieren kann.

Danke, dass so viele Menschen wieder Zeit haben, sich auf sich selbst und auf wesentliche Fragen des Lebens zu besinnen. Mögen sie Antworten und Sinn finden.

Danke für die vielen, die diese Zeit jetzt nicht haben und selbstlos und engagiert ihre Aufgaben zum Wohl aller erfüllen, auch wenn sie selbst dadurch dem Virus verstärkt ausgesetzt sind:

Danke für die Pflegenden, Ärzte, Physiotherapeuten, Laboranten, Apotheker und alle, die Krankenhäuser und Praxen funktionsfähig erhalten.

Danke für die, die weiter in den Geschäften dafür sorgen, dass ich Lebensmittel und andere Notwendigkeiten kaufen kann.

Danke für die, die weiter meinen Müll entsorgen und die Straßen sauber halten.

Danke für die Handwerker, die weiter zu mir kommen, wenn ich sie brauche

Danke für die sozialen Dienste und viele Einzelne, die sich weiter um die Schwächsten der Gesellschaft kümmern.

Danke für die Künstler, die weiter singen, tanzen, malen, musizieren, schreiben usw.

Danke für Post- und Paketdienste.

Danke für die Beamten, die weiter ihren Dienst tun, besonders für die, die jetzt bereit sind, unbürokratisch zu denken und zu handeln.

Danke für die Züge, die noch fahren und alle, die dazu beitragen, dass das geschehen kann.

Danke auch für die vielen anderen, die weiter ihre Pflicht erfüllen, damit ich besser leben kann, selbst wenn sie mir jetzt gerade nicht einfallen.

Mögen alle die Erfüllung finden, die selbstloses Handeln birgt. Mögen alle die Wertschätzung bekommen, die ihnen gebührt. Mögen sie ihre gute Laune behalten. Mögen sie gesund bleiben.

Danke für die vielen Wissenschaftler, die versuchen, bestmögliche Lösungen zu finden. Mögen sie sie finden.

Danke für Regierungen, die sich von diesen Wissenschaftlern beraten lassen. Mögen sie kluge Entscheidungen fällen.

Danke für Reiche auf dieser Welt, die großzügig Projekte unterstützen, um die Krisen der Welt zu überwinden, nicht nur die Corona-Krise. Mögen sie die Gnade des Gebens erfahren.

Danke für Mächtige auf dieser Welt, die durch Corona anfangen zu verstehen, dass ihre Macht Grenzen hat. Mögen sie ihre Macht einsetzen, eine bessere Welt für alle zu schaffen.

Mögen alle die Erfüllung finden, die selbstloses Handeln birgt. 

Danke für die Stille, die leeren Straßen, all die Flugzeuge, die jetzt nicht am Himmel sind und dafür, dass es selbst mitten in der Stadt eine Nachtruhe gibt. Mögen die Menschen Stille wieder wertschätzen lernen.

Danke für Internet und Telefon, die es möglich machen, auch ohne direkten Kontakt nicht kontaktlos zu sein. Danke für alle, die dafür sorgen, dass uns beides zur Verfügung steht. Mögen alle die Erfüllung finden, die ihr Handeln birgt. Mögen alle die Anerkennung finden, die ihnen gebührt.

Danke für das schöne Wetter in dieser Krise, das allen hilft, den Mut nicht zu verlieren.

Danke, dass der Frühling trotzdem kommt, dass die Bäume trotzdem blühen und dass die Vögel, die es sogar in den Städten noch gibt, trotzdem singen. Möge dies der Frühling einer großartigen neuen Zeit sein.

Danke, dass meine Heizung läuft, dass ich warmes Wasser habe, genug zu essen, genug zu trinken. Mögen alle, die dafür sorgen, die Erfüllung finden, die ihr Handeln birgt. Mögen alle die Anerkennung finden, die ihnen gebührt.

Danke, wenn die, die mir besonders am Herzen liegen, gesund sind. Mögen auch die, die es nicht sind, gesunden.

Danke, dass ich Teil  dieses genialen kosmischen Experiments sein darf – das offenbaren wird, was passiert, wenn wir mit all dem aufhören, was wir bisher für unverzichtbar hielten. Möge es lange genug dauern, damit es nachhaltig wirken kann. Und kurz genug, damit keiner daran zerbricht.

Danke für diese Chance, radikal umzudenken, neu zu denken und neu zu handeln. Mögen wir sie bestmöglich nutzen.

Danke für alle, die die Liebe in ihrem Herzen nicht mit Angst, Sorgen, Gier oder Schuldzuweisungen ersticken. Möge ich ein/r von ihnen sein.

Danke für alle, die die Welt mit Herzenswärme und Optimismus beglücken. Möge ich ein/r von ihnen sein.

Danke für alle, die die Welt mit Intelligenz und Wachheit beglücken. Möge ich ein/r von ihnen sein.

Danke für alle, die die Welt mit guten Gedanken und Gebeten beglücken. Möge ich ein/r von ihnen sein.

Danke für alle, die die Welt mit einem Lächeln und freundlichen Gesten beglücken. Möge ich ein/r von ihnen sein.

Danke, dass ich in der Lage bin, dankbar zu sein. Mögen alle das Glück der Dankbarkeit erfahren, die jede Situation in ein Geschenk des Lebens verwandelt.

Om Shanti, Shanti, Shantih

 

 

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