Für alle im Advaita-Vedanta-Verteiler gab es seit Anfang 2016 jeden Monat die Empfehlung von zwei Essays, die ich seit Ende 2010 geschrieben habe. Da diese Essays zeitlos sind, ist das auch eine gute Sache. Jetzt aber hatte ich die Idee, meine Empfehlungen mit ein bisschen mehr „Stoff“ zu umgeben, jedenfalls wenn es meine Zeit erlaubt. Der „Stoff“ bringt es mit sich, dass es diesmal drei Essay-Empfehlungen gibt.

Die erste Empfehlung ist das Essay vom April 2011

Glück und Glückseligkeit

Am besten, Ihr lest es bevor Ihr mit diesem Text weitergeht.

Die Frage am Ende lautet:

Wer interessiert sich schon für Glücksgefühle, wenn er weiß, dass er Glückseligkeit ist?

Nun, das suggeriert erst einmal die Antwort: Ich nicht!

Das war damals auch beabsichtigt, aber tatsächlich ist es nicht so einfach. Klar, mit der Erkenntnis, dass man Glückseligkeit ist, hat man sie ja sozusagen immer mit dabei, und das ist eine verlockende Vorstellung. Andererseits – was hab ich davon, wenn ich sie dann gar nicht fühle, da sie ja kein Gefühl sein soll?

In der Biographie von Papaji beschreibt dieser seine Begegnung mit Ramana Maharshi und wie unattraktiv ihm die Aussicht auf die Erkenntnis des wahren Selbst erschien, die dieser ihm in Aussicht gestellt hatte. Ich weiß nicht mehr genau, in welchem der drei Bücher es vorkommt, aber seine Reaktion drückt sehr genau aus, warum die meisten Menschen sich eben nicht dafür interessieren, wer sie wirklich sind – selbst wenn sie Glückseligkeit sein sollten. Papaji sagte sich nämlich: „It’s no good to be chocolate. I want to taste chocolate!“ (Es nützt mir nichts, Schokolade zu sein. Ich will die Schokolade schmecken!).1

Das Tolle an der Schokolade oder der Glückseligkeit ist nun mal der Geschmack davon. Zumindest ist der Geschmack das Einzige, was der Sucher kennt. Deshalb sucht er ja danach. Daher ist es kein Wunder, dass auf der ganzen Welt, in allen Kulturen und auf allen Ebenen nach Erfahrungen gestrebt wird, nach dem, was man schmecken kann. Und nicht nach dem, was man eigentlich ist.

Selbst die meisten Leser dieser Essays wollen einen besseren Geschmack in ihrem Leben haben. Falls der nur mit der Erleuchtung kommt, gut, dann nimmt man die auch noch mit, aber nicht, falls da etwas passiert, was man sich überhaupt nicht vorstellen kann.

So ist es aber nun mal: Mit der Erkenntnis des wahren Selbst entsteht etwas Nie-Dagewesenes. Auch wenn das wahre Selbst natürlich immer schon da ist – die Erkenntnis davon ist ganz und gar neu.2

Dass es also überhaupt Menschen gibt, die aus tiefstem Herzen sagen können: Ich möchte unbedingt wissen, was ich wirklich bin. Oder sogar: Ich möchte nichts anderes als das. Dass es solche Menschen also überhaupt gibt, ist ein Wunder. Ganz besonders in unserer Kultur, wo nichts eine solche Suche unterstützt. Aber selbst in Indien, wo die Kultur sie unterstützt, schrieb Adi Shankara den folgenden Vers

Der Zustand des Menschseins,

die eigene Sehnsucht nach Moksha

und unter der Anleitung eines Lehrers zu sein,

dieser dreifache Segen

ist schwer zu erlangen und ist nur durch gutes Karma möglich.

Um diesen dreifachen Segen geht es in dem Essay gleichen Namens vom Dezember 2015, meine zweite Empfehlung:

Der dreifache Segen

Am besten, vor dem Weiterlesen, erst dieses Essay lesen

Alle, die also auch nur den Hauch einer Sehnsucht nach Moksha in sich entdecken, dazu noch in einer „Moksha-Fernen“ Kultur, können sich glücklich schätzen. Sie haben gutes Karma[Essay Karma]. Es gibt keinen einzigen anderen Grund, warum die Frage nach der Erkenntnis des wahren Selbst in einem auftaucht. Man kann sie nicht erzwingen. Aber wenn sie da ist, dann ist es eine Angelegenheit des freien Willens, ihr nachzugehen oder eben nicht. Meine Empfehlung: Geh ihr nach!

Das Wort Moksha bedeutet Freiheit. Frei wovon? Frei von einem „Leben des Werdens“, wie Swami Dayananda es ausdrückt, frei davon, immer noch dies oder jenes zu wollen, in der Hoffnung, endlich bleibendes Glück, bleibenden Frieden, zu finden.

Und damit komme ich zu meiner dritten Empfehlung für Juli/August:

Wie geht das mit dem Glück?

Wie gibt man der Sehnsucht nach Moksha Nahrung?

Eine Möglichkeit: Lest diese Essays!

Sie sind allein dafür geschrieben.

Om Shanti Shanti Shanti3

Fußnoten:

  1. Mittlerweile sind zwei der drei Bände dieser Biographie auf Deutsch erschienen und ich empfehle sie, weil sie einen wunderbaren Einblick in die indische Kultur geben. Mit dem Advaita Vedanta, auf dessen Hintergrund ich diese Essays schreibe und lehre, haben sie zwar nichts zu tun, die indische Kultur ist ohne das Advaita Vedanta jedoch nicht denkbar.

    Hier die links zu den Büchern

    Papaji: Nichts ist jemals geschehen

    Papaji Band 2: Nichts ist jemals geschehen

  2. Insofern ist auch der Ausdruck „self-remembrance“ (Selbsterinnerung) ein Fehlgriff, denn man kann sich nicht etwas erinnern, was man noch nie erlebt hat.
  3. Ich wünsche Euch diesen Frieden!

    (shanti = Frieden)